Stelvio: Porsche Drive – Pass Portrait – Stilfser Joch – Italien/Italy – 2757 M; Stefan Bogner, Jan Karl Baedeker; Delius Klsing Verlag

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Der Pass der Pässe…

zumindest in den Alpen. Für die einen ein Traum, ihn zu befahren, für manch Andere eine Qual. Die sie aber freiwillig auf sich nehmen. Und das sicher nicht nur wegen eines Würstel mit Kraut oben auf der Passhöhe 2.757 Meter über dem Meeresspiegel vom Europaweit bekannten Würstel-Verkäufer Richard Ritsch zu ergattern.

Die Streckenführung der Nordrampe mit ihren 48 teils wahrhaft abenteuerlich gebauten und gestützten Kehren hat ihren Weg in viele Autoprospekte gefunden. Sie ist einfach nur überwältigend. Für Wohnwagen ziehende Fahrzeuge egal ob mit holländischer, belgischer oder sonstiger Zulassung ist der Pass zum Glück immer gesperrt. Aber auch ein Wohnmobil kann einem die letzten Nerven rauben. Aber sollte man beim Befahren durch irgendwelche älteren Herrschaften in ihrer Nobelkarossen ausgebremst werden, ergibt sich die Gelegenheit, den Ortler und seine Umgebung zu geniessen. Was den Fahrern muskel- oder auch motorgetriebener Zweiradfahrer eher schwer fallen dürfte. Der Straßenbelag ist alles andere als perfekt, die Kehren teils recht hinterhältig in ihrer Kurvenführung. Und ob ein Entgegenkommender wegen falscher Einschätzung der Fahrtlinie nicht doch zu weit auf die eigene Hälfte der Fahrbahn abgetrieben wird, weiß man auch nie ganz genau.

Im ersten Teil des leinengebundenen Bandes geht es um die Geschichte, den Bau des Passo dello Stelvio. Anhand historischer Aufnahmen, Postkarten, Gemälden, Plänen, Konstruktionszeichnungen und Lithographien wird die Idee zur und der Bau der aufregenden Passstrasse in locker zu lesendem Schreibstil erläutert. Beispiel: „Stellt man sich heute eine halbe Stunde neben die Würstelbuden und Souvenirstände und lauscht den Gesprächen der Passbesucher, kann man den immer gleichen Tiraden mit wechselnder Besetzung lauschen: Roadsterfahrer mit Baseballmütze in Wagenfarbe, schimpfen über rasende Bilder, die ihnen in den Kurven auf der falschen Spur entgegenkommen. Schwarz belederten Motorradgesellschaften aus Oberbayern feixen bei ersten Bier über kriechende Wohnmobile und schwerhörige Rennrad-Rentner.“(S. 59)

Dass bei einem so umfangreichen Buch auch die Südrampe, die nicht gar so aber auch spektakulär hinunter nach Bormio führt, nicht zu kurz kommt, ist selbstverständlich.

 

Den Hauptteil bilden Farbaufnahmen von der Passstrasse, teils Luftaufnahmen, teils auf ‚gleicher Augenhöhe‘ mit der Strasse aufgenommen. Dieser Teil führt zu einem von zwei möglichen Effekten – man ist fasziniert. Oder es wird einem übel…

Da es sich um einen Band aus der Reihe „Porsche Drive“ handelt, ist es nur logisch, dass im letzten Teil nach den Interviews mit Richard Ritsch, Karin Wallnöfer, Leiterin des Hotels Franzenshöhe und anderen viele Fotos von den Passo dello Stelvio befahrenden Porsches kommen. ältere 911er, noch ältere 356er, 918er . Das sind dann auch fast alle Fotos mit Fahrzeugen oder Menschen. Nur schade, dass nicht angegeben wurde, wann, wo genau und wie die jeweilige Aufnahme entstand. Alles andere zeigt nur eines: das Stilfser Joch, die Strasse, die umgebende Natur. Weswegen der Pass im Winter nicht geräumt wird, wird dann im letzten, im Winterteil deutlich: unter den Schneemassen ist die Streckenführung nur stellenweise zu erahnen.

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