Quallen: Von der Faszination einer verkannten Lebensform; Lisa-Ann Gershwin; Delius Klasing Verlag

Medusa, die schönste der drei Gorgonen

Glaubt man der griechischen Mythologie, so tragen diese Lebewesen ihre wissenschaftliche Bezeichnung im Plural „Medusen“ zu Recht.

Keiner mag sie, jeder geht ihnen aus dem Weg, wenn man von ihnen, besser gesagt von ihren Tentakeln berührt wird, kann das von sehr schmerzhaft bis hin zum Kreislaufkollaps oder sogar dem Tod führen. Aber eines sind die Quallen, die Medusen auf jeden Fall: einfach nur schön, teilweise sehr farbenfroh und die Art, wie sie durchs Wasser schweben kann nur mit einem Begriff beschrieben werden: anmutig.

Den Hauptteil des mit beeindruckend schönen, qualitativ sehr hochwertigen Farbfotos, jeweils ganzseitig auf der rechten Seite abgebildet. illustrierten Bandes bilden wissenswerten Informationen über Quallen wie Anatomie, Lebenszyklen, Lebensräume, Strukturen zum Beutefang oder auch Sinnesorgane. Die Malo kingi beispielsweise kann verblüffender Weise hervorragend sehen und macht aktiv Jagd auf Fische und Garnelen. Wer weiß schon, dass Quallen sehen können? Die Tentakeln diese Quallenart, verwandt mit der schon eher bekannten und in den Meeren nördlich von Australien zu findenden ‚Seewespe‘, sondern das vermutlich tödlichste natürliche Gift der Welt ab. Welches neben den bekannten Auswirkungen wie Verbrennungen, die sich nach Aussagen Überlebender anfühlen wie Verbrennungen durch kochendes Öl zu extremem Bluthochdruck führen. Nachgewiesen wurden Werte bis 280/180 mit der möglichen Folge eines Schlaganfalls, Lungenödems oder Herzversagen. Bei überlebenden männlichen Opfern wurde auch Priapismus festgestellt. Was diese Quallenart für die pharmazeutische Forschung interessant macht. Stichwort erwünschte Wirkung von Cialis und Viagra, dem blauen ‚Diamanten’…

Im wissenschaftlichen Sinne nicht minder interessant ist die fingerhutgroße Turritopsis dohrnii: sie ist das erste bekannte Lebewesen mit echter biologischer Unsterblichkeit! Nach ihrem Absterben verwest diese Qualle nicht, sondern sie formiert sich um und bildet neue Polypenkolonien, die heranwachsen. In Gedanken vergleichbar als würden aus den Zellen eines toten Frosches wieder Kaulquappen und danach wieder Frösche werden.

Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen von Quallen erläutert die Autorin. Wer weiß schon, dass es vor Japan Quallen gibt, die so groß wie ein Kühlschrank und 200 kg schwer werden. Nach glaubhaften Schätzungen treten diese Monsterquallen in Schwärmen von bis zu einer halben Milliarde Individuen auf. Die Fischer in der Nähe betroffener Regionen fahren schon gar nicht mehr hinaus. Ihnen würde nichts anderes übrig bleiben, als ihre Netze zu kappen, wegen des enormen Gewichts könnten sie diese nicht mehr einholen. In Japan hat die Nemopilema einen ähnlichen Status wie die Ratte in unseren westlichen Kulturkreisen.

Die unbe- und verkannte Form des Lebens wird in dem Buch angenehm lesbar erklärt, unter Berücksichtigung aller Aspekte (Vermüllung der Meere, Klimawandel, giftige Abwässer etc.) erläutert, in faszinierenden Fotos gezeigt.

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