Hitlers Hofstaat: Der innere Kreis im Dritten Reich und danach; Heike B. Görtemaker; C. H. Beck

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Die von Hitler in seinem privaten Umfeld geduldete Personen. Und was aus ihnen wurde.

Für Geschichtswissenschaftler, Psychologen und anderen Angehörigen vergleichbarer universitärer Beschäftigung, die sich aus beruflichen Gründen mit der Person Hitlers auseinandersetzen, mag Manches von dem, was Heike Görtemaker hier an Informationen zusammen getragen hat, bekannt sein.

Für alle Anderen, die sich aus Interesse dafür, wer zum ‚inner circle‘ auf dem Berghof bei Berchtesgaden oder in der Reichskanzlei samt dazugehörender Bunkeranlage gehörte, beschäftigen, ist das Buch eine lesenswerte Quelle.

Von den Ursprüngen einer kleinen bayerischen Splitterpartei mit dem Bierhallen-‚Redner‘ Hitler, dessen materieller und personeller Unterstützung arrivierter Mitglieder der damaligen Gesellschaft wie Magda Quandt, Winifred Wagner (Stichwort Bayreuth) und anderen namhaften Personen bis hin zum Untergang des Dritten Reiches. Die Rolle des ‚Hof-Fotografen‘ Hoffmann, die Beziehung zu Görings Goebbels, Himmler, Speer samt deren Frauen beziehungsweise Familien, den zahlreichen Generälen, die Beziehung zu seiner Nichte Geli Raubal, natürlich die enge und beidseitig begründete Beziehung zu Eva Braun samt deren Familie, die Autorin beleuchtet das private Umfeld Hitlers.

Ebenso die Scheinwelt, die Hitler der damaligen Öffentlichkeit präsentieren liess.

Man muss sich nicht unbedingt jeden der zahlreichen Namen merken. Es ist auch ohne dauerhafte Kenntnis dieser Namen möglich, sich einen etwas genaueren Eindruck der Person Hitlers und seiner Unterstützer zu machen.

Auch „Neue Existenzen“ (S. 361), die nach 1945 begründet wurden, werden beschrieben.

Hinsichtlich des Ent-Nazifizierungsprozesses fehlt meines Erachtens leider Vieles: wie konnte Hans Globke zum Staatssekretär unter Bundeskanzler Adenauer werden? Globke war immerhin Mitautor und Kommentator der ‚Nürnberger Rassegesetze‘, die 1935 beschlossen wurden. Mit denen einer der Wege zum Holocaust eröffnet wurde. Oder Filbinger. Oder Kurt Georg Kiesinger. Oder, oder.

Obwohl: diese Personen gehörten ja nicht zum inneren Kreis. Aber auch für diesen inneren Kreis gilt die Feststellung der Autorin: „Die «Vergangenheitspolitik» (Norbert Frei) der neuen Bundesrepublik beförderte diese allgemeine Selbstentlastung, indem sie mit mehreren Amnestiegesetzen die Strafverfolgung von NS-Tätern beendete…“

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