Geschichte aus einer anderen Perspektive
Üblicherweise fallen einem beim Stichwort „Geschichte“ ja Begriffe wie Politik, Krieg, Revolution, Friedensvertrag oder Kongress ein. Hier geht es um die Geschichte der Ernährung. Wie es im Buchtitel schon zum Ausdruck kommt, am Beispiel der Menschen, die in vor-touristischer Zeit in den Alpen lebten. Zu einer Zeit, als es weder einen Tante-Emma-Laden und noch viel weniger einen prall gefüllten Supermarkt gab.
Keine Tütensuppen, Fertiggerichte, Konservendosen, zu jeder Jahreszeit Erd- oder Himbeeren im Regal? Die Zeiten sind noch nicht einmal sooo lange her. 150 Jahre vielleicht. Den beiden Autoren gelingt es, mit und in diesem Buch einen sehr lebendigen Eindruck davon zu wecken, was seinerzeit auf den Tisch kam. Wildkräuter, die erst vor wenigen Jahren wieder den Weg in die Küche von Nobelhotels gefunden haben. Käsesorten, die nicht in 1.000-Liter-Bottichen maschinell erzeugt werden. Fleisch von Wollschweinen, von Murmeltieren. Salate, die auf Bergwiesen gepflückt wurden. Schnäpse, gebrannt aus Schlehen oder Sauerdorn. Apfelsorten, die sich weder Form noch Farbe nicht von den Discounter-Schablonen vorschreiben lassen.
Alleine das Kapitel „Zigerklee und Sandelholz – von einheimischen und exotischen Gewürzen“ macht das Buch lohnenswert.
Von der Gestaltung her ist den beiden Autoren ebenfalls ein großer Wurf gelungen. Häufig werden die Erzeuger auf einem ganzseitigen Schwarzweiß-Foto und auf der gegenüberliegenden Seite deren Produkte auf einer ebenfalls ganzseitigen Farbaufnahme gegenüber gestellt. Aber auch Zeichnungen, Stiche, Illustrationen, historische Fotos illustrieren die im Text getroffenen Feststellungen.
Ein umfangreiches „Verzeichnis der alpinen Delikatessen“ und eine Aufstellung von Anschriften oder Internetadressen, wo diese auch heute noch zu bekommen sind, runden den großformatigen und großartigen Band ab.