Wissenschaftliche Arbeiten Schreiben: Praktischer Leitfaden mit über 100 Software-Tipps; Andrea Klein, mitp-Verlag

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… nicht nur für Erst-Semester

Auch Studies, die bisher munter vor sich hin studiert haben und plötzlich taucht die „Wand“ des (Abgabe-) Termins der schriftlich einzureichenden Abschlussarbeit auf, finden hier jede Menge Hinweise, Tipps, wohlmeinenden Ratschläge zum Erstellen einer solchen Arbeit.

Die Autorin beschäftigt sich nur am Rande mit den Funktionen eines Textverarbeitungsprogrammes. Wenn dann allerdings schwerpunktmässig mit Microsoft Word. Und auch bei diesem Programm kratzt sie nur ein wenig an der Oberfläche herum. Beispielsweise erwähnt sie in Kapitel 12. (ohne Word explizit zu erwähnen) dass (die Verwendung von bestimmten; Ergänzung WS) Formatvorlagen notwendig ist, um automatische Verzeichnisse erstellen lassen zu können. Nur wie das Ganze gehandhabt wird und wie die Formatvorlagen benannt sein müssen, damit Word aus dem so formatierten Text ein Inhaltsverzeichnis generieren kann – das wird unterschlagen.

Auch die Vorgehensweise, wie die in wissenschaftlichen Arbeiten übliche Seitennummerierung eingestellt werden kann, streift Andrea Klein kurz. Das war es dann schon.

Zur Erklärung: am Anfang noch vor dem eigentlichen Textteil ist der Bereich zu platzieren, in dem die Verzeichnisse aufgeführt werden. Dieser Teil des Werkes wird üblicherweise mit römischen Zahlen, der eigentliche Textteil dann allerdings beginnend mit der „1“ mit arabischen Ziffern durchnummeriert. Zitat, Seite 240: “ Um die Paginierung in Ihrem Dokument entsprechend einzurichten, benötigen Sie Abschnitte. Diese erhalten Sie, indem Sie zuerst Umbrüche einfügen und dann abschnittsweise die Seitenzahlen formatieren.“ Wie, wo, wann, was???? Welche Umbrüche? Wo sind diese zu finden? Worauf ist dabei zu achten? Wie und wo stelle ich in einem fortlaufenden Dokument nach der Seite „XIII“ die Seitennummer „1“ ein? Und so weiter.

An einigen weiteren Stellen sind mir Ungereimtheiten aufgefallen.

Auf Seite 234 spricht die Autorin von „früheren Versionen“, dass das, was seit der Office-Version 2010 als „Menuband“ bezeichnet wird, „Multifunktionsleiste“ genannt wurde. Es sind aber keine früheren Versionen (Plural), es ist genau eine Version, in der der Begriff „Multifunktionsleiste“ verwendet wurde: Microsoft Office 2007. Eine Kleinigkeit, aber eben falsch.

Auf Seite 198 wird zwar beschrieben, wie sich weitergehende Statistik-Funktionen in Excel integrieren lassen. Blöd nur, dass diese Schritt-für-Schritt-Anleitung auch falsch ist. Wobei die Autorin nicht einmal angibt, für welche Excel-Version diese (ohnehin falsche) gelten soll…

Auf die rasanten Möglichkeiten, mit Hilfe von PowerPoint aussagekräftige Schaubilder zu erzeugen, wird nicht eingegangen. Besser gesagt, PowerPoint wird mit keiner Silbe erwähnt…

Zum sinnvollen Verwalten aller möglichen Notizen erwähnt die Autorin eine ganze Reihe von Programmen. Darunter auch das von Microsoft als Bestandteil des kompletten Office-Paketes mitgelieferte OneNote. Allerdings täuscht sich Andrea Klein mit ihren Aussagen hinsichtlich der in OneNote angeblich schlechten Umsetzung von Schlagwörtern. Diese Aufgabe löst OneNote bestens. PDF-Dateien, die als umfangreichere Notiz in OneNote gespeichert werden sollen, lassen sich entgegen der Behauptung der Autorin mit einem kleinen Schritt durchaus von OneNote durchsuchbar machen. Gerade die Verschlagwortung, Kategorisierungsmöglichkeiten, Such- und OCR-Funktionen etc. machen OneNote zum echten Software-Knüller.

Abgesehen von diesen Mängeln sind die 322 Seiten absolut lesens- und Durcharbeitens wert. Die oben genannten Mängel werden durch hilfreiche Tipps, Stichwort Selbstorganisation, Zeitplanung, sinnvolle Literatur-Recherche, wissenschaftlich korrekte Zitation, korrekte Gliederung, Team-Work-Funktionen usw. usw. wett gemacht. Alles wird ausführlich und verständlich erläutert. Und mit unzähligen Hinweisen auf im Internet kostenlos verfügbare Software und kleine Tools ‚garniert‘.

Wer sich Unterstützung beim Einsatz des weit verbreiteten Office-Paketes zum Erstellen wissenschaftlicher Dokumente erhofft, liegt mit diesem Titel komplett falsch. Wer sich mit wissenschaftlichen Arbeitsmethoden als solchen beschäftigen will, wer Arbeit erleichternde, Zeit sparende Tools sucht, der liegt hier goldrichtig.

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