Die CIA und das Heroin: Weltpolitik durch Drogenhandel, Alfred W. McCoy, Westend Verlag

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Der Titel könnte etwas irreführend sein

In dem absolut lesenswerten Buch geht es entgegen der Annahme, die der Titel suggeriert, nicht nur um die Verbindung, besser die Machenschaften der CIA mit „Heroin-Grosshändlern“. Es wird die ganze Geschichte der Verbindungen zwischen Opium, Heroin, Kokain, ganz kurz auch Crack etc. einerseits und der Weltpolitik andererseits aufgezeigt. Angefangen bei der Verwendung des Extraktes der Schlafmohnpflanze neben Peyote, Betel, Marihuana zu medizinischen Zwecken, der bereits seit über einem Jahrtausend nachweisbar ist über den gigantische Gewinne mit sich bringenden Handel mit der damals ebenso legal wie Seide oder Gewürze zu handelnden Droge bis hin zur Kriminalisierung von Opium und Heroin. Weswegen die Drogen kriminalisiert wurden (Stichwort Prohibitionszeit vor allem in den USA) und welche Folgen das Verbot mit sich brachte, alles weist Alfred W. McCoy nach.

Die weltpolitischen Auswirkungen des Opium- und Heroinhandels (Stichwort Kolonialzeit der Engländer, Niederländer, Portugiesen in Asien, um nur ein paar zu nennen), der durch die plötzliche Kriminalisierung verursachte gigantische Aufschwung der Heroinhersteller und Heroinhändler, sei es die sizilianische Mafia in Kombination mit der korsischen Unterwelt, sei es die ‚Wanderung‘ der Mohnanbaugebiete, die Handelswege, egal welcher Aspekt bemerkenswert ist, der Autor bringt die Ergebnisse seiner 40 Jahre dauernden Recherchen zu dem Themenkomplex nicht nur zu Papier. Im 102 Seiten starken Anhang wird jede Feststellung, jedes Zitat fein säuberlich belegt. Kein Wunder: Alfred W. McCoy ist Professor für südostasiatische Geschichte an der Universität von Wisonsin.

Etwas mühsam zu lesen ist das Buch wegen der zugegebenermaßen notwendigen Namensnennung zahlreicher Potentaten, Staatspräsidenten, Militärangehörigen, Drogenbosse, kriminellen Vereinigungen. Sich all die Namen zu merken ist erstens kaum möglich. Und zweitens auch nicht notwendig, um einen Ein-, besser Durchblick zu bekommen, was sich hinter den offiziellen Kulissen der Weltpolitik auch im Zusammenhang mit Heroin so alles abspielt. Es liessen sich hier gar manche Zitate platzieren, um auf das Buch neugierig zu machen. Der Platz reicht nicht. Deswegen nur ein paar Stichworte: die zwei Opiumkriege (1839 bis 1842 und 1856 bis 1860), die die Engländer gegen das Kaiserreich China führten, um den Handel mit Opium, besser die extrem lukrative Einfuhr von Opium nach China zu erzwingen. Die Besatzung des heutigen Vietnam, Laos, Kambodscha durch die Grand Nation (Frankreich). Gedankenfehler: das waren ja alles keine Besatzungen, sondern es war die gloriose Kolonialzeit…

Weder der Vietnamkrieg noch die Revolution im Iran noch der von den Russen geführte Krieg in Afghanistan noch der Krieg der USA noch sonst irgend eine verheerende Begebenheit lässt der Autor aus.

Wer sich für die Ursachen, Auswirkungen, Machenschaften im so genannten Drogenkrieg interessiert, kommt an den 657 Seiten nicht vorbei.

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