Baedeker Reiseführer Venedig: mit GROSSEM CITYPLAN; Peter Peter, Anja Schliebitz; Baedeker Verlag

Marco Polo, Casanova oder Vivaldi als Reiseführer?

Geht leider nicht. Denn diese drei berühmten Herren sind schon seit vielen Jahrhunderten verblichen. Wer sich nicht beeilt, wird von der Pracht Venedigs wohl auch nur noch verblichene, besser von den Schwerölabgasen der gigantischen Kreuzfahrtschiffen, die für ein paar Stunden Abertausende von Touristen und noch mehr rabenschwarze Rußwolken ausspucken, verrußte Reste sehen.

Demnach heißt es, diesen Baedeker Reiseführer einpacken und sich Venedig anschauen, so lange es noch geht. Hoffentlich nicht gerade an einem Tag, Weswegen diese Tourismus-Katastrophe Venedig zu zerstören droht, wird klar, wenn man die einleitenden Seiten mit Hintergrundinformationen liest. Was hier leider fehlt, sind ein paar Fakten über die Dimensionen der zerstörerischen Kreuzfahrtschiffe. Oder besser schwimmenden Vergnügungsparks? Ebenso breit wie ein durchschnittliches Fußballfeld, aber dafür dreimal so lang und 10 Meter höher als die erste Etage des Eifelturms… Vor der Riesenfront eines solchen Vergnügungsparks mit den bis zu 65 Meter Höhe verschwinden die Kuppeln des Markusdoms mit ihren 45 Meter Höhe komplett. Diese Auswüchse der Tourismusindustrie entlassen dann für ein paar Stunden 3.000, 4.000 ‚Urlauber‘ in die ehedem malerische Stadt auf Stelzen. Kein Wunder, dass die UNESCO bereits damit gedroht hat, Venedig den Status als Weltkulturerbe zu entziehen.

Die ersten 62 Seiten des Baedeker informieren über Stadtgeschichte, die Blütezeit als Seemacht, Bevölkerung und Wirtschaft, Kunst und Kultur, berühmte Personen, siehe Titel dieser Bewertung. Selbstredend werden Hotels, Restaurants , Shopping-Möglichkeiten, Venedig mit Kindern und so weiter geschildert. Sechs Touren einschliesslich Fahrt mit dem Linienboot durch die Lagunen haben ihren Platz gefunden. Die einzelnen Gebäude, Kirchen, Museen werden im Detail dann in alphabetischer Reihenfolge nach ihrem Namen aufgeführt. Den letzten 23 Seiten gehören dann wiederum den praktischen Informationen über Anreise, Gesundheit, Knigge, Reisezeit, Toiletten, Verkehr etc.

Wer sich mit Hilfe des in sehr großem Maßstab (1:5.500) mit der eigenen Gondel durch die Stadt auf dem und im Wasser bewegen möchte: auf Seite 264 stehen alle Informationen über die Gondeln. Inklusive eines QR-Codes, um die Innung der Gondelfahrer zu erreichen.

Venedig ist im Grunde eine Reise wert. Auch wer sich keine Übernachtung im Hotel Danieli für 625,00 € die Nacht leisten kann. Wer die gesparten 30.000,00 € für eine eigene Gondel anderweitig zu verbraten wünscht, im Palazzo Stanza wird das Doppelzimmer mit 2.250,00 € pro Nacht berechnet, während der Berlinale noch ein paar Cent mehr.

Da ist es doch erschwinglicher, die knapp 20,00 € für den Baedeker zu investieren, damit ein preisgünstigeres Hotel zu finden und sich an den Schönheiten Venedigs zu erfreuen. In der Hoffnung, dass nicht gleich das nächste Kreuzfahrtschiff die Gebäude erzittern lässt.

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