Richtig versichert: Wer braucht welche Versicherung? (WISO); Rita Reichard, Elke Weidenbach; Verbraucherschutzzentrale NRW

Absolute Pflichlektüre!!

 Das Thema gehört eigentlich schon in den Schulunterricht!

Zitat aus der Einleitung:

„Etwa 193,8 Milliarden gaben wir Deutschen nach dem Geschäftsbericht 2015 des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Jahr 2014 für Versicherungen aus. Das sind rund 2.430 Euro für jeden von uns – vom Baby bis zum Greis. Von dieser gigantischen Summe verpulvern wir allein 6,47 Milliarden Euro für die private Unfallversicherung, die viele nicht benötigen.“

Welche Versicherung, und die Versicherungsindustrie lässt sich andauernd was Neues einfallen, um uns das Geld aus der Tasche zu ziehen, wir tatsächlich brauchen, um im Fall der Fälle dem finanziellen Ruin zu entgehen, das steht verständlich geschrieben in diesem Buch. Mitsamt Fallbeispielen, Fallstricken (die die Versicherungen absolut geschickt und für den juristischen Laien unmerkbar auslegt).

Auch solch allgemein unbekannten Begriffe wie ‚Unterversicherung‘, ‚Sterbeversicherung‘ (so unnötig wie ein Kropf, denn Sterben werden wir trotzdem eines Tages), ‚Insassenunfallversicherung‘ (mindestens ebenso unnötig, denn im Falle eines Unfalls müssen eh schon andere Versicherungen einspringen), ‚Reisegepäckversicherung‘ (absolut überflüssig, wenn das Gepäck auf der An- der Abreise verloren geht, haftet der Veranstalter. Wenn er sich wie auch immer aus seiner Haftung rauszuwinden weiss, hat der Versicherungsnehmer grösste Schwierigkeiten, den Wert seines Verlustes nachzuweisen) werden nachvollziehbar erläutert.

Die beiden Autorinnen lassen keine Versicherungsart aus: Rente, Kapital- und Risikoleben, Berufsunfähigkeit, Hausrat, Rente, Glasbruch, Fahrrad, Handy, private Kranken- und Tierkrankenversicherung. Tja, dem Erfindungsreichtum der Gesellschaften ist keine Grenze gesetzt!! Egal wie, egal mit welchen unrealistischen Szenarien sie in der Werbung auch immer arbeiten, alles egal. Hauptsache sie, die Versicherungen, kommen wie auch immer an das Geld des Bürgers.

Wobei hier nicht verschwiegen werden soll, dass einige Versicherungen existieren, die absolute Pflicht sind. Paradebeispiel die private Haftpflichtversicherung. Aber die dann bitte auf jeden Fall gegen ein paar Euro Mehrbeitrag mit Schadenausfallschutz!! Was das ist, steht im Buch.

Die Autorinnen raten übrigens nicht zu der einen und warnen vor der anderen Gesellschaft. Das muss schon jeder Versicherungsinteressent selbst raus finden. Aber nach der Lektüre der 169 Seiten weiss er zumindest, worauf er achten MUSS.

Einziger Manko, der mir aufgefallen ist (oder vielleicht habe ich es auch überlesen):

der eklatant wichtige Unterschied zwischen einem Versicherungsvermittler, Versicherungsvertreter, Versicherungsberater und Versicherungsmakler. Für den Laien mag das alles das Gleiche zu sein. Sollte es aber zu einer vor Gericht auszutragenden Auseinandersetzung mit der Versicherungsgesellschaft kommen, ist das ein himmelweiter Unterschied.

Auch auf die für die Versicherungsnehmer verheerende Tendenz der Gesellschaften, einen Kläger, also seinen Kunden (Versicherungsnehmer), finanziell auszuhungern, indem sie ihn, den Kunden, von Gerichtsinstanz zu Gerichtsinstanz klagen lassen und immer wieder in Revision gehen, bis der Kunde die Kosten nicht mehr tragen kann, wird leider nicht erwähnt. Sollte ein Versicherungsnehmer dann doch den langen Atem haben, finanziell und nervlich, sich bis zum Bundesgerichtshof hoch zu klagen, wird kurz vor der Urteilsverkündung des BGH dem Kunden ein ‚Vergleichsangebot‘ gemacht, dass er der Höhe wegen (in manchen Fällen ein höherer Betrag als Vergleichssumme als der Betrag, um den es eigentlich geht) nicht abschlagen kann. Der Kläger akzeptiert den Vergleichsbetrag (verständlich), die Klage wird zurückgezogen. Und wusch, wie aus Zauberhand verhindern die Gesellschaften ein BGH-Urteil, an welches sie sich in Zukunft halten müssten!!

Die Tatsache, dass getroffene, geltende BGH-Urteile existieren, wird von den Gesellschaften oft einfach ignoriert. In der Absicht resp. Hoffnung, dass es der Versicherungsnehmer eh nicht weiß. Wenn doch, was soll’s. Wird halt ein Vergleichsangebot gemacht, siehe oben.

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