Messerscharf analysiert
der Autor, Dr. Wolfgang Hetzer, die Ursachen und zu befürchtende weitere Entwicklung der „Euro-Krise“. W. Hetzer kann weder der Vorwurf des mangelnden Sachverstandes noch der eines Mangels an Sachkenntnissen gemacht werden. Immerhin war er Referatsleiter im Bundeskanzleramt für die Aufsicht über den Bundesnachrichtendienst zuständig. Und zwar für die BND-Bereiche organisierte Kriminalität, internationale Geldwäsche, Massenvernichtungswaffen sowie strategische Telekommunikationsüberwachung. Da er in einem Beitrag in einer Fachzeitschrift auf Teile der öffentlichen Biographie des damaligen Bundesministers des Inneren Otto Schilly eingegangen war, wurde er kaltgestellt, sprich vom Dienst suspendiert.
Zitat aus dem Lebenslauf des Autors, wie er auf ‚cleanstate.de‘ zu finden ist: „In der Folge wollte die Führung des Bundeskanzleramtes verhindern, dass der Autor eine hochrangige Stelle im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) antritt, für welche er sich im Rahmen einer Ausschreibung zuvor qualifiziert hatte. Diese Widerstände konnten jedoch überwunden werden. Seit September 2002 ist der Autor als Abteilungsleiter für strategische Informationssammlung und Risikoabschätzung und als Berater des Generaldirektors des OLAF im Bereich der Korruptionsbekämpfung tätig.“
Hier alle bemerkenswerten Feststellungen, die in dem Buch zu finden, zu lesen, zu überdenken sind, zu zitieren, geht leider zu weit. Nicht weil diese nicht zutreffen würden, sondern weil es deren zu viele wären.
Nur zwei Beispiele:
„Die Positionen des britischen Premierministers sind kaum interpretationsbedürftig. … Aus seiner ruhmreichen Vergangenheit als einer der erfolgreichsten ‚Piratenstaaten‘ der neueren Weltgeschichte leiten britische Politiker seltsamerweise auch heute noch eine besondere ordnungspolitische Kompetenz ab. Dabei zeigen insbesondere die Verhältnisse im Mittleren und Nahen Osten, dass Großbritannien, aber auch Frankreich während ihrer ‚großen‘ Zeit als Kolonialmächte, die in vielfacher Hinsicht die Energie und die Schädlichkeit jedweder organisierten Kriminalität übertroffen haben, ohne jeden Sachverstand oder Einfühlung für die berechtigten Interessen anderer Völker gewalttätige Entscheidungen getroffen haben, deren Folgen sogar heute noch von anderen unbeteiligten Ländern der EU ausgebadet werden müssen.“
(S, 70f.)
„Insgesamt erscheint Europa den Bürgern weniger als Versprechen, sondern als Bedrohung, ‚Brüssel‘ wird als undurchschaubares, bürokratisches, zentralistisches, wucherndes, teures und undemokratisches Gebilde wahrgenommen. Sie (Anmerkung WS: die Bürger) haben womöglich begriffen, dass Europa weder auf den Euro noch auf die EU zu reduzieren ist. Grenzwertig dümmliche Floskeln (zum Beispiel Angela Merkel: ‚Scheitert der Euro, scheitert Europa‘) sorgen aber immer noch für Verdruss, ist doch unübersehbar, dass die Rettungsmaßnahmen eine gigantische Ausweitung der Gemeinschaftshaftung nach sich gezogen haben, ohne dass im Gegenzug hinreichend wirksame Kontrollrechte geschaffen wurden.“ (S. 112f.)
Scharfsinnig und wie bei den oben stehenden Zitaten festzustellen durchaus scharfzüngig geht W. Hetzer auch auf die besonderen jeweiligen Umstände einzelner EU- und Euro-Mitgliedstaaten ein, die zu der Euro-Misere geführt haben. Als da sind natürlich Griechenland und ebenso Italien, Portugal, Frankreich usw.
Der zeitliche Rahmen des Buches endet (leider) Anfang/Mitte 2015. Also zu einer Zeit, als die Euro-Krise und der in den Bereich des Möglichen gewanderte Grexit das Thema schlechthin war. Was sich durch den Ansturm von Flüchtlingen seitdem geändert hat, was dieser Ansturm für Auswirkungen auf Europa und damit auch den Euro haben wird, lässt sich schon jetzt erahnen.
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