Wem gehört die Welt?: Die Machtverhältnisse im globalen Kapitalismus; Hans-Jürgen Jakobs; Albrecht Knaus Verlag

Kein „Lesebuch“ im klassischen Sinn – aber hochinteressant!

DAS Lexikon des Gross-Kapitals. Da geht es nicht um ein paar lächerliche Millionen, die eine oder andere Milliarden mehr oder weniger. Es geht teilweise um Billionen an Vermögen, die es zu verwalten gilt. Dass derart unvorstellbare Summen eine massiv vorhandene Macht zu Manipulationen in jeder gewünschten Richtung mit sich bringt, versteht sich von selbst.

Der Autor stellt 215 Personen vor (ich hoffe mich nicht verzählt zu haben), die auf Grund ihrer Finanzmacht die Geschicke ganzer Volkswirtschaften lenken können. Die Historie, die Entwicklung, die Machenschaften einer jeden Person werden auf eineinhalb bis fünf Seiten vorgestellt. Mitsamt einen passbildgrossen Foto. Und einer Bewertung des Unternehmens oder der finanziellen Verflechtungen am Ende einer solchen Kurzbiographie.

Da es extrem mühsam wäre, das Buch von Seite 11 bis Seite 679 zu lesen, ist das einleitende Inhaltsverzeichnis sehr hilfreich. Hier sind die Personen jeweils nach den Branchen, in denen sie agieren, kategorisiert aufgeführt. Vermögensverwalter wie Larry Fink von Blackrock (ja, auch Friedrich Merz, anno Dezember 2018 gescheiterter Kandidat für den CDU-Vorsitz wird erwähnt) über Privat Equity, Hedgefonds, Familien (unterteilt nach Ländern und Erdteilen), Banken, Versicherungen, Automobile, Handel, Chemie/Pharma, Medien, Reise, Restaurant, Sport, Energie, Nahrungsmittel Hightech oder Logistik. Es tauchen Namen, Unternehmen und Verflechtungen auf, von denen der Normal-Sterbliche keine Ahnung hat. Weil das alles geräuschlos im Hintergrund abgehandelt wird.

Die Infografiken sind dem Verständnis durchaus hilfreich. Wer weiss schon, dass das Private Equity Unternehmen Blackstone 45% Anteile am Kamera-Hersteller Leica hält, den Outdoor-Klamotten-Spezialisten Jack Wolfskin mit bisher 75 Millionen Euro nachgeschobenem Kapital am Leben erhalten hat? Und nebenbei noch 300.000 Hotelzimmer und 96.000 Wohnungen verwaltet?

Der Schreibstil von Hans-Jürgen Jakobs ist locker, leicht, interessant, gut zu lesen (aber eben nicht am Stück von Seite 11 bis zum Ende) und stellenweise durchaus humorvoll.

Wer sich für die richtig grossen Vermögen auf dieser Welt beziehungsweise die Personen, die derartige Vermögen besitzen oder verwalten, wird mit diesem Nachschlagewerk bestens und, Stand 2016, aktuell bedient.

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