Warum schweigen die Lämmer?: Wie Elitendemokratie und Neoliberalismus unsere Gesellschaft und unsere Lebensgrundlagen zerstören; Rainer Mausfeld; Westend Verlag

Antwort: Weil ihnen das eigenständige Nachdenken abgewöhnt wurde und immer weiter abgewöhnt wird

Ebenso wie die ‚Entwicklungshilfe‘ an die ‚armen Länder im Süden‘, also in Afrika, Südost-Asien oder Südamerika ein das Gewissen beruhigendes und von den Ursachen der dortigen Armut ablenkendes Feigenblatt für die reichen Länder auf der Nord-Halbkugel der Erde sind, ist die Informationsauslese der Massenmedien ein bewährtes Mittel, die ‚Normal-Bürger‘ vom Nachdenken über die gesellschaftlichen und politischen Realitäten abzulenken.
Mit grossem Erfolg. Schliesslich arbeiten zahlreiche Wissenschaftler wie Psychologen, Soziologen etc. daran, wie sich derartige Erkenntnisse, durch eigenes Nachdenken gewonnen, aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verbannen lassen. Wie sich derartige Fakten vor der allgemeinen Kenntnisnahme verstecken lassen.

Tatsache ist nun mal, dass die trotz der öffentlichkeitswirksam verkündeten Aufgabe des Kolonialismus weitergehende Ausbeutung der ‚armen Länder‘, sei es durch völlig unterbezahlter Bodenschätze, sei es durch Ausplünderung deren menschliche Arbeitskraft massiv mehr Kapitel aus diesen Ländern herausholt als an ‚mildtätiger‘ Entwicklungshilfe dorthin gelangt.

Aber das ist nicht das Thema dieses Buches. Hier geht es darum, mit welchen psychologisch ausgearbeiteten Tricks und Kniffen seit Jahren sehr erfolgreich verhindert wird, dass die Missstände in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Denn eine solch breit geführten Diskussion könnte ja zu Unruhen führen. Die die Machtposition der politischen und wirtschaftlichen Eliten gefährdet.

Zitat von Seite 116:
„Der Neoliberalismus ist als Gesellschaftsideologie ein Phänomen. Nicht nur macht er den Armen und Schwachen weis, sie wären an ihrem Elend selbst schuld. Er schafft es auch, dafür zu sorgen, dass das wahre Ausmaß der gesellschaftlichen Armut kaum je an die Öffentlichkeit dringt; dass das Gesundheitssystem trotz immer höherer Ausgaben immer inhumaner wird; dass die Soziale Arbeit erodiert und kaum jemand etwas dagegen unternimmt; dass mittels Stiftungen ein regelrechter »Refeudalisierungsboom« im Lande tobt und Investoren inzwischen auf die Privatisierung des öffentlichen Bildungssystems abzielen. … Frage, wie den Menschen mittels geeigneter Psychotechniken der Geist vernebelt wird, um Widerstand gegen diese unmenschliche Ideologie weitestgehend unmöglich zu machen…“

Weiter Seite 176: „Dazu gibt es für die jeweils mächtigen vielfältige Wege; Man kann Gefühle der Ohnmacht und Angst erzeugen, wodurch man die Neigung erhöht, den Status quo zu bewahren. Man kann durch Konsumismus, mediale Überflutung mit Nichtigkeiten und Infantilisierung die politische Apathie verstärken. … Man kann durch ein geeignetes Empörungsmanagement das Veränderungsbedürfnis der Bürger auf Scheinziele ablenken.“

Da ist es für die ‚wahre Regierung‘, also die Regierung hinter der Regierung (Industrie, Lobbyarbeit, hochdotierte Pöstchen für die politische Elite nach deren Ausscheiden aus der öffentlich verkauften Politik etc.) viel einfacher und angenehmer, alle vier Jahre eine werbewirksam verkaufte Wahl veranstalten zu lassen. Bei der eh wieder nur die politische Elite, vielleicht mit dem einen oder anderen neuen Gesicht auf dem Plakaten, zur Wahl präsentiert wird.

Es wären noch jede Menge weiterer Zitate möglich. Aber rund 250 Seiten Zitate…

Alle Feststellungen werden vom Autoren überprüfbar belegt. Wobei es etwas ungewöhnlich ist, dass die Quellen- und Literaturangaben jeweils am Ende eines Kapitels aufgeführt werden. Ergänzt durch ein weiteres Zusatzverzeichnis im Anhang.

Das Buch ist stellenweise recht akademisch geschrieben. Insgesamt aber gut lesbar und erhellend. Denn dass nur die ‚bösen Russen mit ihrem Präsidenten Putin‘ Propaganda betreiben, entspricht einfach nicht den Tatsachen. In der USA-affinen westlichen Welt heisst es in mindestens dem gleichen Mass „Indoktrination statt Information“. Über dieses Phänomen hat sich bereits Platon vor etwa 2.500 Jahren in seinem ‚Höhlengleichnis‘ grundlegende Gedanken gemacht.

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