Scharfe Hunde: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis, Band 8); Nicola Förg; Piper Taschenbuch

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Engagiert, bestens recherchiert, originell – auch die Morde

Beim Lesen der Krimis von Nicola Förg läuft das „Kino im Kopf“ ganz ohne TV-Gerät, ohne VR-Brille oder sonstige technische Hilfsmittel ab. Die jeweiligen Tatumstände, die Region(en) in der die Handlung spielt, die Landschaft, Städte, in diesem speziellen Fall sogar die Beschreibungen (Baujahr, Technik etc.) der Traktoren, die bei einem gut besuchten Treffen historischer Landmaschinen zusammen kommen, bei dem im Übrigen auch der erste Mord geschieht – alles hat Nicola Förg hervorragend recherchiert.  Die Akteure, egal ob auf der ‚guten‘ oder der ‚bösen‘ Seite sind ebenfalls so beschrieben, dass man ihnen gedanklich folgen kann. Wobei der Schreib- und Sprachstil angenehm zu lesen ist. Über manche Formulierungen und Vergleiche muss man zumindest schmunzeln und auch mal lauthals lachen.

Für ihre Morde sucht sich Nicola Förg auch stets originelle Tatwerkzeuge aus. Im konkreten Fall ist es die wohl giftigste heimische Pflanze ‚Aconitum napellus‘ – allgemein ‚Blauer Eisenhut‘ genannt. Sehr schön. Und sehr tödlich…

In den Krimis, die ohne Effekthascherei, technischen Tricks, James-Bond-Gehabe oder irgendwelchen Krach-Bumm-Effekten auskommen, greift die Autorin aber stets auch ein Thema auf, welches ihr als zu 1.000% überzeugte Natur- und Tierliebhaberin unter den Nägeln brennt. Diesmal geht es um die Hunde-Mafia. Wer im allgegenwärtigen Internet selbst ein wenig sucht, stellt schnell fest, dass auch die von Nicola Förg geschilderten  deprimierenden Zu- und Umstände der Hunde-Produktion in Ungarn, Rumänien oder anderen zumeist östlichen Ländern der Realität entsprechen. Je nach aktuellem ‚Mode‘-Trend müssen die Hündinnen einen Wurf nach dem anderen produzieren. Damit möglichst viele der ’niedlichen, süßen, kleinen, tollpatschigen Welpen‘ zu Schleuderpreisen auf den westlichen Markt gebracht werden können. Verhaltensgestört, mit allen möglichen Krankheiten infiziert, aber dafür mit gefälschten Papieren. Aus typisch deutscher Sicht getreu dem Motto „Geiz ist geil…“.

Das hat jetzt zwar nichts mit dem Krimi zu tun, es unterstreicht aber die Ambitionen der Autorin: was müssen die Tiere erleiden, um als „Gulasch vom Schwein, aus dem Schinken“ zum Kilo-Preis von 3,98 € zu enden..?? Was muss ein Welpe erleiden, um aus dem Kofferraum eines Autos zu einem Preis, der weniger als die Hälfte eines Welpen bei einem seriösen Züchter erworben ausmacht, verkauft zu werden?

Die Förg’schen Ambitionen schimmern in ihren Krimis immer wieder durch. An manchen Stellen stehen sie auch im Vordergrund. Aber stets mit dem Krimi-Geschehen verwoben. Ein Krimi, der nicht nur unterhaltsam, schön zu lesen, spannend ist und dabei auch noch zum Nachdenken anregt, ist doch mehr als lesenswert.

Das sind die ‚Scharfen Hunde‘.

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