Office 2019: Der umfassende Ratgeber. Auch für Office 365; Robert Klaßen; Vierfarben Verlag

Für Einsteiger und fortgeschrittene Einsteiger mehr als ordentlich!!

 

Der Autor, nach eigenen Angaben auf der Buchrückseite „ein erfahrener Office-Trainer“ gibt auf etwas mehr als 1.000 Seiten einen guten, umfassenden Überblick und soliden Einstieg in den Umgang mit Word, Excel, Outlook und PowerPoint. Die ‚eierlegende Wollmilchsau‘ namens OneNote lässt er leider bis auf ein paar kurze Erwähnungen aussen vor.

Was an dem Werk sehr schön ist, ist die gut gelungene Abfolge der immerhin 46 (!) Kapitel. Wobei Kapitel Nummer 45 (‚Wozu verwendet man Makros?‘) und 46 (hochtrabend ‚Makros in der Praxis‘ genannt) nützen wirklich nur dem Office-Anwender etwas, der beim Hören des Begriffes ‚Makro‘ da steht wie der bekannte Ochs vorm Berg. Es werden nur die elementarsten Grundzüge von Makros dargestellt. Wobei sehr ärgerlich ist, dass schon deutlich früher im Kapitel 18 bezüglich Excel „Mit Formularen arbeiten“ über fast 10 Seiten Hinweg der zur Erstellung und Bearbeitung von leistungsfähigen Makros notwendige VBA-Editor zwar genutzt und auch in ScreenShots abgebildet wird. Allerdings ohne irgendeine sinnvolle Erklärung. Einfach mal so ‚um die Ohren geklatscht’…

Ebenfalls bezüglich Excel im Kapitel 15.3 geht der Autor zwar auf ‚benutzerdefinierte Zahlenformate“ ein. Wiederum ohne jede weitere Erklärung. Beispielsweise, worin die unterschiedliche Bedeutung des Platzhalter # im Gegensatz zum Platzhalter 0 in einem selbst definierten Zahlenformat liegt. Es wird auch keine Silbe darüber verraten, dass ein benutzerdefiniertes Zahlenformat aus drei resp. vier jeweils durch ein Semikolon abgetrennte Aufgabenbereiche besteht: die Darstellung positiver, negativer Werte, exakter Null-Werte und, selten in der Praxis gebraucht, für Zahlen, die als Textzeichen betrachtet werden sollen. Hierbei unterschlägt der Autor auch die Möglichkeit, jeden dieser vier Bereiche in einer anderen Schriftfarbe erscheinen zu lassen, die Darstellung der Werte an Bedingungen zu knüpfen etc. Bei über 1.000 Seiten Gesamtumfang und dem versprochenen Profiwissen hätten diese wichtigen Informationen, zumindest was die Platzhalter # und 0 für Aufgaben haben und dass die benutzerdefinierten Zahlenformate aus drei resp. vier Bereichen bestehen, sicher auch noch Platz gefunden.

Hinsichtlich der Unmenge an in Excel integrierten Funktionen hält sich Robert Klaßen sehr zurück. Soweit ich korrekt gezählt habe, bringt er SUMME, SEKUNDE, DATUM, WOCHENTAG, MITTELWERT, WURZELPI, RMZ, MITTELWERT und WENN zur Sprache. Zumindest ganz kurz, ohne grössere Erklärung. Na gut, dafür gibt es sehr ausführliche Sekundärliteratur, die sich ausschliesslich mit den Excel-Funktionen beschäftigen.

Weiter mit den weniger schönen bis miserablen Eigenarten: In den Kapiteln zu Word wird auf Seite 329 die Funktion, einen Text „Laut vorlesen“ zu lassen, falsch beschrieben. Zumindest ist die bei meinem aktuellen Word 365 ProPlus Version 1901 Build 11231.20130 nur zu erreichen, wenn entweder das Menuband oder die Schnellzugriffsleiste entsprechend manuell um diesen Befehl ergänzt wird. Und das, obgleich auf Seite 39 festgestellt wird, dass ‚2019 = 365‘ sei. Damit sind die beiden Versionen zum Kauf (2019) und zur Jahresmiete (365) gemeint.

Auf die Funktion, in einem Word-Dokument hinter den Text eine Art Wasserzeichen drucken zu lassen, geht der Autor zwar ein. Schön. Wie ein selbst definiertes Wasserzeichen erstellt werden kann, unterschlägt er. OK, das wird jeder halbwegs kundige Word-Anwender selbst raus finden können, wenn er liest, was am Bildschirm angezeigt wird. In meinen Seminaren habe ich aber jedesmal in ratlose Gesichter geschaut, wenn ich gefragt hatte, was das von Microsoft hier vorgegebene Wasserzeichen „SFWM“ bedeuten soll. ????

Irgendein Übersetzer oder eine Übersetzungsautomatik hat das aus dem in den USA üblichen Kürzel ASAP (as soon as possible) ein ‚So Früh Wie Möglich‘, eben SFWM gemacht… Die Erklärung wäre nett gewesen. OK, Sie bekommen sie in meinen Seminaren…

Leider noch zwei Kritikpunkte negativer Art: es ist richtig, dass bei PowerPoint versehentlich gelöschte Folien mittels der in nahezu allen Windows-Programmen standardmässig vorhandenen Tastenkombination Strg+Z  zurück geholt werden können. Das steht so auf Seite 833. Was dort nicht steht: es funktioniert nur so lange, so lange die Präsentationsdatei noch nicht gespeichert wurde. Denn danach sind die gelöschten Elemente aus der Datei verschwunden. Absolut zu Recht. Weil Microsoft unterstellt, wenn ein Anwender eine Datei speichert, will er sie in dem gerade aktuellen Zustand speichern.

Die letzten Negativ-Kritiken , die ich hier erwähnen muss, weitere liessen sich sicher finden:

Der Autor erklärt sehr schön, wie die Diagramme von Excel animiert werden können. Also dass auf einer Präsentationsfolie  bei einem Säulen-Diagramm eine Säule nach der anderen optisch in die Höhe wächst. Klasse. Wie SmartArts animiert werden, das wird unterschlagen. Wobei animierte SmartArts wahre EyeCatcher sind. Und im Unter-Untertitel von ‚Praxistipps und Profiwissen‘ die Rede ist.

Aber damit genug der negativen Punkte: super wird erklärt, wie sich Textfelder in einem Word-Dokument verknüpfen lassen (das ist bspw. Profiwissen), wie in einem Dokument mit mehreren Textspalten ein so genannter Spaltenausgleich erzielt werden kann (bei einer nur zur Hälfte mit Spaltentext gefüllten Seite sollen alle Spalten auf der gleichen Höhe enden; Profiwissen).

Bei Outlook geht Robert Klaßen gut nachvollziehbar auf die Frage der Besprechungsplanung ein. Die Teamarbeit, auch mit Word-Dokumenten erklärt er gut und verständlich. Die grandiosen Möglichkeiten, die Outlook mit der Kategorisierung bietet, kommen etwas zu kurz, aber immerhin. Ebenso wie die Regeln und QuickSteps von Outlook.

Fazit: für knapp 40,00 € erhält der Office-Anwender ein sehr ordentliches, mit einer Unmenge farbiger Screenshots versehenes umfangreiches Buch. Durchaus als Ratgeber zu verstehen. Der in vielen Situationen hilft, der für Einsteiger jede Menge Neues, für leicht fortgeschrittene Anwender viel Neues bietet. Eines darf man nicht erwarten: jede Menge Profiwissen.

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