Die Unterwerfung der Welt: Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015; Wolfgang Reinhard; C.H. Beck

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Lesen, lesen, lesen!!

Lesen, lesen, lesen!! Das ist in zweierlei Bedeutung zu verstehen. Zum einen dauert es natürlich seine Zeit, bis die 1,320 (!) Seiten geschafft sind. Schon der Umfang von knapp 300 zusätzlichen Seiten Quellen- und Literaturangaben verdeutlichen, was auf den Leser zukommt. Wobei ich zugebe, dass ich gar manche Zahlenangaben nur überflogen habe. An belegtem, nachprüfbarem Zahlenmaterial bietet Wolfgang Reinhard gar einiges. Sei es über die wirtschaftlichen Auswirkungen, Kosten der ‚Erkundung, Unterwerfung und Haltung von Kolonien‘ vs. Profiten, die aus den Kolonien gezogen wurden. Seien es Angaben über die immense Anzahl an Sklaven, sowohl aus Afrikanischen Ländern ‚importierte‘ oder von den Europäern zur Arbeit gezwungene ‚Indianer- oder Indio-Sklaven‘. Die im Sinne der Ausbeutung ihres eigenen Landes gezwungen wurde, Die immensen Opferzahlen bedingt durch die immense Zahl an Kriegen, die die ‚kultivierten europäischen Nationen‘ des Profites wegen angezettelt haben, lässt einem doch immer wieder inne halten.

Gleichgültig, ob der Handel mit China, die Ausbeutung Süd- und Nordamerikas, die unheilvolle Aufteilung des ‚Nahen Ostens‘ oder Afrikas, die Südsee mit Ozeanien, gleichgültig ob es um Portugal, Spanien, Frankreich, die Niederlande, Italien, Dänemark, Deutschland, Belgien oder Russland geht, gleichgültig ob es um das ehemalige Osmanische Reich geht, um Japan oder sonst eine Nation, ein Land, ein Staat, der Autor lässt keine Region, keinen Kontinent, kein Zeitalter aus.

Bei aller Historie sind die Bezüge zu aktuellen Vorgängen immer präsent.

Ein Beispiel, Zitat Seite 622:

Und auch in den USA selbst betrachtete man sich als Inbegriff von Amerika und bestimmte stellvertretend für die Neue Welt das Verhältnis zur Alten. Ob ausgehend vom Kulturbefehl Gottes in Genesis 1,28 wie Neuenglands Gouverneur Winthrop 1629 oder von einer säkularisierten zivilisatorischen Mission wie später – die USA verstanden und verstehen sich immer noch als das auserwählte Volk in der Wildnis, als Ordnungsmacht der Kultur gegenüber dem widergöttlichen Chaos, früher der «Roten» im ethnographischen, dann im politischen Sinn, heute der muslimischen Terroristen.

Nicht nur diese weltpolitischen Auswirkungen der „Unterwerfung der Welt“ verdeutlicht, untermauert der Autor, Er beleuchtet auch deren Auswirkung bis in die Kleinstadt: „Bereits in einer ostdeutschen Kleinstadt findet sich ein indisches Restaurant, das auch tadellose griechische und italienische Küche bietet einschließlich globaler Neukreationen wie Tiramisu mit Mangosauce.“ (S. 1.258)

Ich bin sicher, wer dieses Buch unvoreingenommen liest, überdenkt die aktuelle (Welt-) Politik, die sogenannte Flüchtlingsproblematik, das Säbelrasseln in West und Ost mit völlig anderem Wissen, unter völlig anderen Voraussetzungen.

Also: Lesen, lesen, lesen!!

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