Die Smartphone-Epidemie: Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft; Manfred Spitzer; Klett Cotta

Digitalisierung des Bildungswesens? NEIN, die Milliarden für Lehrer, also Menschen investieren!!

Paradebeispiel ist Frankreich: das Französische Parlament hat im Juli 2018 ein totales Verbot von Smartphones, Tablets, Notebooks erlassen. Das Verbot betrifft alle Vor- und Grundschulen sowie die Sekundarstufe 1. Und damit alle Schüler bis zum Alter von 15. Die weiterführenden Schulen Frankreichs können ebenfalls ein entsprechendes Verbot in ihrer Hausordnung aussprechen, müssen es aber nicht.
Was hat sich seitdem an den französischen Schulen geändert? Sehr viel. Und nur zum Positiven. Die Schüler schauen sich auf den Fluren bei Klassenzimmer wieder an, nehmen sich gegenseitig wahr, reden miteinander, nehmen Rücksicht aufeinander. In der grossen Pause wird wieder miteinander gespielt, nicht auf’s Display geglotzt.

In Deutschland hingegen trägt die intensive Lobby-Arbeit die entsprechenden Früchte. Kein Wunder dass Bitcom (Bundesverband Informationswirtschaft,Telekommunikation und neue Medien) bärig auf die von der Bundesregierung zugesagten Milliarden € für die Digitalisierung der Schulen freut. Kann schliesslich für einige der von Bitcom vertretenen 2.600 Unternehmen der digitalen Wirtschaft ein Riesengeschäft werden!
Dass auch die F.D.P unter Führung ihres Parteivorsitzenden Christian Lindner im letzten Bundestagswahlkampf massiv für die Digitalisierung aller Lebensbereiche einsetzt, wenn auch mit völlig abstrusen Parolen wie „Digital first – Bedenken second“ verwundert nicht. Zum einen hat Herr Lindner ausser im Stromhandel auch mit der Internetfirma Moomax GmbH Erfahrungen mit der digitalisierten Welt gesammelt. Hätte er als Geschäftsführer der Moomax bereits Zugriff auf einen Teil der 5 Milliarden Euro gehabt, wäre die von ihm geleitete Moomax vielleicht nicht pleite gegangen.

FÜNF MILLIARDEN EURO, die in den kommenden fünf Jahren im Zusammenhang mit dem „DigitalPakt Schule“, erfahrungemäss nach dem Gieskannenprinzip ausgeschüttet werden sollen, ohne sich um die kurz-, mittel- und vor allem langfristigen Folgen Gedanken zu machen?? Denn nicht nur Ch. Lindner und seine F.D.P. denken nach dem völlig unsinnigen Motto „Digital first – Bedenken second“.
Die Parole lässt mich nicht los, „Digital first – Bedenken second“… Etwas mehr Intelligenz wäre den Personen, die das Wahlplakat zur Veröffentlichung frei gegeben haben, zu unterstellen gewesen.
Worauf ist den der Name der Brause von Herrn Pemberton, die er unter dem Namen „Coca-Cola“ einführte, zurückzuführen? Genau, zum Zeitpunkt von John Pembertons Erfindung war Kokain Bestandteil der Brause…
In leichter Abwandlung also „Cocain first – Bedenken second“…

Anderes Beispiel: Arsen wird auch heute noch für die Bekämpfung bestimmter Parasiten, die die Schlafkrankheit oder auch Syphilis verursachen, eingesetzt. Frei nach F.D.P.: „Arsen first – Bedenken second“…

Keine Panik: die anderen politischen Entscheidungsträger sind ebenso gedankenlos.

Dass das Smartphone die soziale Kompetenz, die Empathiefähigkeit, die Lernfähigkeit, die Wissensaufnahme mehr als verhindert, kann täglich beobachtet werden. Dass das ewige Glotzen auf’s relativ kleine Display die Kurzsichtigkeit fördert, ist in Süd-Korea, dem smartphone-technisch derzeit am weitesten entwickelten Land, wissenschaftlich nachgewiesen.
Dass Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat und wie die ganzen (a-) sozialen Netze zur Verrohung der Gesellschaft beitragen, Wahlergebnisse massiv manipulieren (können), sollte sich rumgesprochen haben… Das härteste Beispiel in einem Urlaub gemacht: Familie, also Eltern und zwei Söhne, die beiden geschätzte 12 und 15 Jahre alt, am Frühstückstisch. Vater wischt auf seinem Smartphone rum, Mutter tippert irgendeinen Text, der Fünfzehnjährige zieht sich auf seinem Tablet ein Youtube-Video rein (der Ton war zwar leise, aber zu hören), der Kleinere ist nach seiner Mimik offensichtlich mit einem Ballerspiel auf seinem Tablet beschäftigt. Keiner schaut den anderen an, geschweige denn redet mit den anderen… HALLO, das ist ein FAMILIENFRÜHSTÜCK!!! Im FAMILIENURLAUB!!!

Manfred Spitzer weist in seinem Werk die gesundheitschädlichen, die gesellschaftsschädlichen Auswirkungen der Pandemie Smartphone nach. In einer nicht immer einfach zu lesenden Weise. Die zwar wissenschaftlich angebracht und notwendig ist. M. Spitzer untermauert und belegt beispielsweise im laufenden Text seine Feststellungen durch allerlei statistische Werte, Versuchsanordnungen und Auswertungsverfahren dieser Werte, Untersuchungsergebnisse etc. Die aber das Lesen etwas erschwert.

Mehr als lesens- und überdenkenswert ist der Inhalt des Buches, sind die Feststellungen, Aussagen, Forderungen von Manfred Spitzer dennoch. Ein weiteres Buch, welches zur Pflichtlektüre der entsprechenden Entscheidungsträger gehören MUSS. Egal, ob im Bundestag, in den Landesparlamenten oder im Direktorat einer Schule!

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