Das NASA Archiv. 60 Jahre im All; Piers Bizony (Herausgeber), Roger Launius (Autor), Andrew Chaikin (Autor); Taschen Verlag

Ob die Saturn V dieses Schwergewicht mitgenommen, mitbekommen hätte…?

Der Begriff ‚Schwergewicht‘ ist in jedem Sinne zu verstehen. Von der Masse her ist das Buch echt eine Ansage. Irgendwo zwischen sieben und acht Kilogramm. Was an dem verwendeten recht dicken und matten Papier und dem damit verbundenen exzellentem Druck aller Fotos liegt.

Egal ob Farb- oder Schwarz/Weiß-Fotos. Einige der Farbfotos erscheinen sogar an den entsprechenden Ausschnitten wie Metall zu glänzen. Beispielsweise die Seiten 4.0.332. und 4.0.333, auf denen eine Aufnahme der Nordhalbkugel unserer Erde mitsamt den Wolkenfelder zu sehen ist. Bei entsprechendem Lichteinfall glänzen die Wolken auf dem doppelseitigen Foto wie Silber.

Soviel zu den ‚technischen‘ Eigenschaften des nicht unbedingt zum Preis eines Comic-Heftes angebotenen Buches. Es ist schon von daher jeden Euro-Cent und jedes Gramm wert.

Vom Inhalt her betrachtet bietet das Buch einen Gang durch die NASA-Archive. Von den ersten zu bestimmten Tests eingesetzten ‚North American Aviation F-100 Super Sabre‘ anno 1957 über die ‚Bell X-1E‘, die von einem propellergetrieben Bomber Boeing B-29 Superfortress in knapp 10 Kilometer Höhe in der Luft ausgeklinkt wurde und im Oktober 1957 Mach 2.2 erreichte. Die erste sowjetische Raumsonde Sputnik 1, deren erfolgreicher Start ganz USA schockte und Auslöser für die ein Jahr später stattgefundene Gründung der NASA führte. Womit das Rennen zwischen der UdSSR und den USA um die technische Vorherrschaft bezüglich ‚Weltraum-Technik‘ eröffnet war.

Aufnahmen der reichlich verzerrt dargestellten interkontinentalen TV-Übertragungen, manche Zeichnungen und auch Fotos von utopistischen Vorstellungen einer ‚Weltraum‘-Station, eines ‚Weltraum‘-Schutzanzuges wecken teils reale Erinnerungen wach (erste interkontinentale TV-Übertragung mittels dem Telstar-Satelliten anno 1962). Teils scheinen diese utopischen Vorstellungen auch einem Perry Rhodan-Heft entnommen zu sein.

Die Vorbereitungen und Trainings der Astronauten, Bilder aus den Kontrollzentren, eines der grössten Desaster der US-Raumfahrt, die wegen eines kleinen technischen Defekts explodierende Space Shuttle Challenger, nichts von dem, was öffentlich wurde, wird ausgespart.

Nachhaltig beeindruckend sind natürlich die Fotos unseres blauen Planeten sowie der anderen Planeten unseres Sonnensystems, aus den ‚Weltraum‘ aufgenommen.

‚Weltraum‘ steht in diesem Text mit Absicht immer in Gänsebeinen. Denn angesichts der bisher bekannten, für Nicht-Astronomen nicht vorstellbaren Dimensionen des Weltraums sind die von Menschen erreichten Entfernungen einschliesslich einiger Spaziergänge auf dem Mond schlicht lachhaft.

Einen relativen Nachteil hat der Band: Er liegt in englischer Sprache vor. Der des Englischen mächtige Leser ist damit durchaus im Vorteil. Diejenigen, die kein Englisch beherrschen, finden eine deutschsprachige Textbroschüre in dem stabilen Umkarton. Die Textübersetzungen sind ausgesprochen gut gelungen und gut zu lesen. Allerdings fällt der Abgleich zwischen den Abbildungen und englischen Texten im eigentlichen Buch und deren Übersetzung in der beigelegten Broschüre nicht immer leicht.

Ansonsten lässt sich nur feststellen: „NASA – The Archives“ – nur super. Kein Schnäppchen, aber super.

Eben Taschen Verlag.

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