Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall; Wolfgang Schorlau; KiWi-Verlag

Eingetragen bei: Buchrezensionen, Krimis | 0

Wetten dass… (Sie nach der Lektüre einen Bogen um die Fleischtheken bei Aldi, Rewe, Lidl etc. machen)

Wie bei allen Polit-Krimis von Wolfgang Schorlau ist auch dieser bestens recherchiert. Bestens geschrieben. Schlüssig, spannend, hintergründig, aufklärend, zum Nachdenken animierend. Zugleich unterhaltsam, informativ, nachvollziehbar, äusserst realitätsnah usw. usw.

Mehr Superlative fallen mir im Moment aus dem Handgelenk nicht ein. Leider. Denn ebenfalls wie stets bei den Krimis mit dem ehemaligen BKA-Beamten Dengler als Protagonist stellt man sich beim Lesen, besser Verschlingen der Seiten, immer wieder die Frage: ist das ein Krimi? Antwort eindeutig JA! Oder ist das ein kritisches, die thematisierten Zustände beleuchtendes, aufklärendes Buch? Auch auf diese Frage lautet die Antwort: eindeutig JA!

Im siebten Fall geht es ganz sicher auch um die Entführung von Denglers Sohn. Der sich gemeinsam mit seinen Freunden etwas zu sehr für die Machenschaften der Fleischindustrie interessiert. Damit aber sehr geschickt verwoben geht es um die die natürlichen Lebensweisen der Tiere auf’s Äusserste missachtende Haltung und Mästung, Aufzucht ist in dem Fall ein völlig falscher Begriff, der Rinder, Schweine, Puten oder Hühner, die nach kurzer Lebenszeit auf dem Teller landen.
Zugleich beleuchtet Wolfgang Schorlau eine neben Mädchenhandel und Prostitution weitere Variante des modernen, legalisierten Menschenhandels und deren aufgezwungene Lebensweise in Deutschland: Schlachter und Schlachtgehilfen. Denen der ihnen eigentlich zustehende gesetzliche Mindestlohn durch deren ‚Anmietung‘ über Konstrukte mit Sub-Sub-Sub-Unternehmen von der Politik toleriert vorenthalten wird.

Nach der Lektüre des zwölften Tages muss man nicht zwangsläufig zum Veganer werden. Aber man macht sich dann doch einige Gedanken, wie oft und bei wem das Steak oder Schnitzel gekauft wird: beim Discounter. Oder, selbst wenn es etwas teurer ist, doch lieber beim lokalen Metzger, der einem verlässlich sagen kann, wo und wie das Tier gehalten wurde, ehe Teile von ihm auf dem Teller liegen.

zur Website des Verlages

direkt zur Website des Buches (Amazon)